Studiendesign

122 Menschen erhielten 3 Jahre lang 1.200 € pro Monat. Sie füllten regelmäßig Fragebögen aus – ebenso wie 1.580 Menschen aus der Vergleichsgruppe, die kein Grundeinkommen erhielten.

Rahmenbedingungen

Die Studie umfasste insgesamt 1.702 Teilnehmer*innen, aufgeteilt in zwei Gruppen.

122

Personen in der Grundeinkommensgruppe

  • Bekamen 3 Jahre lang jeden Monat bedingungslos 1.200 € überwiesen.
  • Haben alle sechs Monate einen Fragebogen ausgefüllt (Dauer: ca. 25 Minuten).
  • Die Auszahlung war an keinerlei Bedingungen geknüpft: Sie konnten unbegrenzt hinzuverdienen – oder gar kein zusätzliches Einkommen haben. Es gab keine Vorgaben, Überprüfungen oder Abzüge.

1.580

Personen in der Vergleichsgruppe

  • Wiesen die gleichen soziodemografischen Merkmale auf wie die Grundeinkommensgruppe.
  • Haben alle sechs Monate einen Fragebogen ausgefüllt (Dauer: ca. 25 Minuten).
  • Erhielten im selben Zeitraum kein Grundeinkommen.
  • Bekamen Aufwandsentschädigungen für das Ausfüllen der Fragebögen.
Wie erfolgte die Auswahl der Studienteilnehmenden?

Um festzustellen, ob gemessene Effekte tatsächlich auf den Erhalt des Grundeinkommens zurückzuführen sind, und nicht etwa aus gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen erfolgen, wurde das Pilotprojekt Grundeinkommen als randomisiert-kontrollierte Studie konzipiert. Dabei wird sichergestellt, dass die Menschen in der Vergleichsgruppe sogenannte "statistische Zwillinge" der Grundeinkommensgruppe sind. Das heißt: Sie sind sich in ihren soziodemografischen Merkmalen sehr ähnlich und unterscheiden sich hauptsächlich darin, ob sie Grundeinkommen erhalten oder nicht.

Beide Gruppen sind für den Erfolg der Studie essenziell. Erst der Vergleich ihrer Erfahrungen ermöglicht es, wissenschaftliche Aussagen treffen zu können.

Um Verzerrungen zu vermeiden, wurde zusätzlich darauf geachtet, dass sich beide Gruppen zu gleichen Teilen aus Befürworter*innen und Gegner*innen des Grundeinkommens zusammensetzen.

Nicht zuletzt konzentrierte sich die Studie auf Menschen aus Ein-Personen-Haushalten im Alter zwischen 21 und 40 Jahren mit einem Haushaltsnettoeinkommen zwischen 1.100 und 2.600 Euro pro Monat. Warum genau diese Merkmale gewählt wurden, erläutern wir in unserem Journal.

Was wollte die Studie herausfinden?

Das Erkenntnisinteresse der Studie bestand in der grundsätzlichen Frage: Wie wirkt sich ein Grundeinkommen auf das Leben der Menschen aus? Oder, fachlicher ausgedrückt: Kann ein bedingungslos über einen Zeitraum von drei Jahren ausgezahlter Geldbetrag zu statistisch signifikanten Veränderungen im Handeln und Empfinden führen?

Um bei der Beantwortung dieser Frage auf einen möglichst breiten Wissensschatz zurückgreifen zu können, wurde die Studie interdisziplinär angelegt. Das bedeutet, dass die Forschung an der Schnittstelle von sozialwissenschaftlichen, psychologischen und ökonomischen Überlegungen arbeitete und sowohl Verhaltens- als auch Einstellungsänderungen in den Blick nahm.

Welche Methoden wurden dafür verwendet?

Der zentrale Bestandteil der Datenerhebung waren regelmäßige Onlinefragebögen, die alle Teilnehmenden in einem halbjährlichen Rhythmus ausfüllten. Diese Erhebungen umfassten verschiedene Lebensbereiche, darunter finanzielle Situation, Arbeitsmarktverhalten, psychisches Wohlbefinden und gesellschaftliche Teilhabe. Neben der Basisbefragung zu Beginn der Studie wurden insgesamt sieben weitere Erhebungen durchgeführt, die letzte im November 2024, um auch längerfristige Effekte über den Bezugszeitraum hinaus zu erfassen.

Im Vergleich der so gewonnenen Daten konnten Unterschiede, die sich zwischen Grundeinkommens- und Vergleichsgruppe Gruppen zeigten, gezielt auf die Auszahlung des Grundeinkommens zurückgeführt werden.

Ergänzend zu den Fragebögen wurden mit einigen Teilnehmenden vertiefende Interviews geführt, um individuelle Erfahrungen und Perspektiven detaillierter zu erfassen. Zur Untersuchung der Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und mögliche Veränderungen in Beschäftigungssituationen und Einkommensverläufen der Teilnehmenden wurden zudem anonymisierte Arbeitsmarktdaten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) herangezogen. Diese Kombination aus Methoden und Datenquellen ermöglichte eine differenzierte Analyse der Veränderungen, die durch das Grundeinkommen ausgelöst wurden.

Studienablauf

Die Forschenden

Sozio-ökonomische Forschung

Logo des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung

Das DIW Berlin (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) ist seit 1925 eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland. Es erforscht wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Zusammenhänge in gesellschaftlich relevanten Themenfeldern und berät auf dieser Grundlage Politik und Gesellschaft.

Prof. Dr. Jürgen Schupp Senior Research Fellow DIW Berlin und Professor für Soziologie, Freie Universität Berlin
Dr. Sandra Bohmann Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel

Sozio-ökonomische Forschung zu Arbeitsmarkt-Themen

Logo des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) schafft wissenschaftliche Grundlagen für fundierte Entscheidungen in der Arbeitsmarktpolitik. Mit Prozessdaten der Sozialversicherung untersuchten wir, inwiefern sich die Arbeitsmarktverläufe der Teilnehmenden am Pilotprojekt mit und ohne Grundeinkommen voneinander unterscheiden.

Dr. Sarah Bernhard Wissenschaftlerin am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg

Psychologische Forschung

Logo der Wirtschaftsuniversität Wien

Die menschlichen Entscheidungsprozesse sind ein komplexer Vorgang. Die Wirtschaftsuniversität Wien begleitete die Teilnehmenden des Pilotprojekts, um den Einfluss des Grundeinkommens auf Einstellungen und Verhalten zu erforschen.

Prof. Dr. Susann Fiedler Head of the Institute for Cognition and Behavior, ​Vienna University of Economics and Business | Department Strategy & Innovation

Ökonomische Forschung

Welchen Einfluss hat das Grundeinkommen auf ökonomische Entscheidungen? Welche Indizien lassen sich daraus für die gesamte Volkswirtschaft ableiten? Mittels eines adaptiven, experimentellen Studiendesigns finden wir den idealen Schnittpunkt aus Wirkung des Grundeinkommens und der notwendigen Besteuerung.

Prof. Dr. Maximilian Kasy Professor of Economics an der University of Oxford

Verhaltensökonomische Forschung

Erklärmodelle der klassischen Ökonomie, nach denen der Mensch nur arbeitet, wenn er dafür belohnt wird, kommen beim Grundeinkommen an ihre Grenzen. Mit den Methoden der Verhaltensökonomie wurden mögliche Veränderungen in Entscheidungen und Handlungen untersucht.

Prof. Dr. Frederik Schwerter Wissenschaftler an der Frankfurt School of Finance & Management und Universität zu Köln

Qualitative Forschung

Logo der Technischen Hochschule Köln

Eine mögliche Wirkung des bedingungslos ausgezahlten Grundeinkommens sollte möglichst genau erfasst werden. Dies geschah in qualitativen Interviews mit 14 Teilnehmer*innen.

Prof. Dr. Antonio Brettschneider Technische Hochschule Köln, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, Forschungsschwerpunkt "Autonomieräume im Sozialstaat"

Koordination

Projektmanagement & Kommunikation

Logo von Mein Grundeinkommen

Der gemeinnützige Verein Mein Grundeinkommen e.V. führt seit 2014 Experimente mit Ein-Jahres-Grundeinkommen von 1.000 Euro und seit 2023 Drei-Jahres-Grundeinkommen von bis zu 1.200 Euro pro Monat durch. Über 2.000 Menschen wurde bereits Geld ausgezahlt. Mein Grundeinkommen betreibt die Internetseite des Pilotprojekts und koordiniert die monatlichen Spenden der über zweihunderttausend Auftraggeber*innen.

Janine Busch Projektleitung
Miriam Witz Projektentwicklung

Datenerhebung

Logo von pollytix

Das Meinungsforschungsinstitut pollytix strategic research erstellte die Onlinefrage­bögen, erhob die Daten, pflegte das Panel und garantierte die Anonymität und den Datenschutz.

Rainer Faus Geschäftsführender Gesellschafter
Leonie Schulz Seniorberaterin
Lutz Ickstadt Seniorberater
Emilia Willems Beraterin